Du nimmst mir die Angst
Plötzlich und unerwartet
öffnet sich die Tür
einige Augenblicke zu früh
ich stehe noch in der
letzten Kälte des Winters
mitten in Kalk kommen
die Schneegänse schon
wieder zurück
sind auf halber Strecke
umgekehrt und
versprechen den
Frühling
es geht bald wieder
los und es ist gut
wie die Worte
jetzt die Positionen
wechseln und
sich gegeneinander
nicht ausspielen
sondern ergänzen
und modellieren
fast als würde man
gemeinsam
ein Gefäß töpfern
das nicht zu groß
wird, werden darf
aber angemessen
die Welt öffnet sich
der Himmel ist blau
die Stadt strahlt
durch zwei Menschen
einfache Helden
jenseits von Sagen
und Legenden machen
sie den Moment
zu einer kohärenten
Geschichte mit
offenem Ausgang
aber man ist hier
Optimist und man
weiß, was man sagt
wenn man „bei sich“
bleibt, wenn man
nicht alles akademisch
überproduziert
sondern realistisch
dechiffriert sich die Welt
und übersetzt Bedürfnisse
Unsicherheit und Sicherheit
in ein bestimmtes Lächeln
in einen durchdringenden Blick
in eine klare Ansprache
in Aussagen, die so ehrlich sind
dass sie an allen anderen Stellen
in der Welt gerade fehlen
um ein authentisches Bild
und so etwas wie Hoffnung
zu zeichnen, ein Realismus
der seine Grenzen bekennt
und der ein humanistisches Erbe
nicht zur ideologischen Phrase
verstümmelt oder deformiert
wir begegnen uns komplementär
aber auf Augenhöhe
arbeite mich zurück in meine
Herkunft und suche die Zukunft
mit einem Menschen und
durch ein Gespräch
in dem die Worte nicht
die Waren verpacken und
die Männer und Frauen
durch ihre Kaufkraft
beurteilen, sondern
durch ihre Kompetenz
in den Fragen, die
Menschen wirklich
interessieren, weil es
sie angeht
es braucht nicht
die vielen Lieben
damit man eine dann
fallen lassen kann, wenn
man genug Wohlstand
besitzt, um Probleme
abzustoßen, man muss
sich kümmern um
Frauen, in diesem Beispiel
wenn es schlecht geht
läuft er davon
weil die Fragilität des Seins
Existenzen infrage stellt
auch die eigene und die
Eitelkeit eines Mannes
der stark sein will oder
glaubt sein zu müssen
um in dieser Welt
zu überleben und
um Schutz und Sicherheit
zu gewähren, für alles und jeden
ein Patriarch ist orientierungslos
in der Demokratie, jenseits von
Fragen nach Heimat, Herkunft
und Identität
die sich durch das Recht des
Stärksten begründet
aber Stärke oder Größe
zeigen sich nicht nur in Gewalt
sondern auch dort, wo Menschen
zuhören, sprechen und
ein Gespräch gemeinsam
begründen und das ist
offensichtlich selten geworden
ich verlasse etwas verliebt
den Raum und denke an
den Luftballon, gönne mir
etwas Realismus und suche Distanz
am ewigen Rhein
laufe ich fast ein kleines Kind um
weil ich offensichtlich
aus der Bahn geworfen wurde
und das ist gut so
das nimmt mir die Angst
weil es ein Morgen gibt
irgendwo
sitzt du am Tisch
und wir werden uns treffen
und dann geht sich alles aus
bis dahin beobachte ich
die Zugvögel am Horizont
und denke an heute.