Dies ist eine wissenschaftliche Reise, aber sie allein als diese zu verstehen, damit würde ich niemandem gerecht. Wir sind Geisteswissenschaftler und arbeiten mit Literatur, Sprache und Gesellschaft. Jeder liefert seinen Beitrag; eine Perspektive. Sei sie noch so speziell und differenziert – sie ist darin berechtigt.
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Manche durchdringen einen sofort und bleiben stärker haften als andere. Das ist nicht zwingend ein Zeichen von oder für Qualität. Sie sind dadurch nicht schneller verstanden. Jeder einzelne Vortrag ist es wert, noch einmal gelesen zu werden. Textarbeit im Detail. Aufmerksamkeit durch Ruhe und gerichteten Blick. Notwendig die Überprüfung des Eigenen und Fremden als Begegnung und Konfrontation. Der öffentliche Vortrag kann darauf nur hinwirken. Eine Richtung. Durchstoßung der Oberfläche. Bohrung höchst individuell. Tiefenstruktur nur durch Entwicklung und Arbeit.
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Auch Wissenschaft funktioniert nur und nicht ohne
den eigenen Körper und seine Gestalt.
Ein paar Stichworte:
- Autor als Schreibender nur Bruder des
gesamten Personals
→ Schreiben/Schriftsteller der Beruf, Sprache
hat jede*r
- Schreiben als demokratischer Vorgang
(Teilhabe)
- Grundsätze des Böllschen Schaffens
→ “Rahmenlose Gesellschaft”
- Jeder Zeitgenosse, immer
- Ablenkung
- Ungehaltene Rede
→ Bürgerliche Grundrechte
→ Die Würde des Menschen ist unantastbar
→ Alle sind vor dem Gesetz gleich
- “Wortkünstler”
- Über die Faktizität hinaus
- Realität als Wirklichkeit erkennen /
anerkennen
- “Lesen Sie diesen Satz langsam” (Politik)
- Zeichen eines humanen / ethischen Realismus
→ Kraft der Wahrheit ins Auge zu blicken
und: diese auch auszusprechen
Aufmerksamkeit steigt
Analytisches Moment absorbiert
Aufmerksamkeit ganz bei der Sache
in Vorbereitung eigener Präsenz
ohne Einbildung; als Professionalität
und ehrlich gemachtes Angebot
zu Gespräch und Diskussion
Abwarten.
Währenddessen: |
Leidende Körper
Kirche, strukturelle Gewalt;
Katholizismus |
Dann: |
“Kommen Sie doch nach vorne”
Kurze Einführung
Mein Vortrag beginnt
Privatheit und keine
Aufmerksamkeit
ca. 20 Minuten
schnell vorbei
wie erwartet |
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Werfe nur flüchtige Blicke ins
Plenum
Ich glaube sie haben wirklich
zugehört
aus Interesse und vielleicht
Unterhaltung
interessiert an der Sache
im Dienste der Wissenschaft. |
Diskussion fällt kurz aus.
Anerkennende Worte für 3,
Kritik gegen 2,
Kommentarlos zu 1.
Es hat funktioniert
glaube ich
zurückhaltend
noch immer
Blicke lesend
Kommentare hörend
Situationen ertastend
teilnehmendes denken
als Beobachtender
beobachtet
Wirksam
durch Interaktion
– Pause.
Ich führe ein Gespräch bei Kaffee und Kuchen. Wir unterhalten uns interessiert. Beide. Respektvoll. Es kommt zur Frage. Ich kann die Antwort nicht geben. Es gibt ein Gefälle. Natürlich. Nicht zu verleugnen. Bin eine ehrliche Haut. Daran führt kein Weg vorbei. Es ist offensichtlich. Mein Gegenüber löst die Situation liebevoll auf und stellt mir den Auftrag. Ich nehme ihn an. Rechne mit dem Verständnis. Weiß darum nicht. Werde mich melden.
Die Sprache wechselt auf Polnisch. Es gibt etwas zu klären an oberster Stelle und vorderster Front. Wo sind sie denn alle, die kritischen Geister.
Nur am Rande aus der Erinnerung bemerkt:
Stasi-Akten wurden aufbewahrt und zugänglich
gemacht. Die westdeutschen Dokumente der
Geheimdienste vernichtet. Abgehört wird nur
in eine Richtung…
Veränderte Situation: “Wenns genehm ist!”
Ich nicke mit dem Kopf und bekomme noch ein Stück Kuchen. Mir ist jetzt klar, dass nicht nur direkte Liebe zu einer Frau direkt durch den Magen geht. Korrigiere mich also: Liebe geht generell durch den Magen. Also Liebe zum Menschen. Nur Verliebtheit irritiert bloß kurz das Gedärm als Verstörung der Dimensionen von Wirklichkeit.
Rückkehr in den Raum. Es folgt Musik, eine Vorstellung, dann eine Einführung, dann eine Lesung. Unmittelbare Stimme. Einblick in das Geschehen vergangener Tage. 1943. 1944. 1945. Front. Elend. Abgründe. Angst. Bomben. Zerstörung. Schmerzen. Liebe. Gott. Hoffnung. Annemarie. Und immer wieder Angst und ein Bedürfnis zu schreiben. Nüchtern friedvoll der Artillerie Antwort gebend, Ausgesetzt dem Staccato des Terrors echter Gewalt und der Zerstörung in friedliebender Landschaft und freier Natur.
Dieses Elend ist durch den Menschen gemacht.
Es folgt noch einmal Musik und dann ist der erste Teil in der Bibliothek schon beendet. Wir wechseln den Ort.
Kurzfassung der jüngsten Ereignisse in absoluter
Freiheit und totalem Frieden verfasst:
Musik Tagebücher Einführung Musik Lesung
Musik Lesung Musik Abmoderation Feierabend
Ortswechsel Essen in der Gemeinschaft
friedvolle Überforderung Dankbarkeit
Aufregung Bett. Keine Angst. Absolut keine
Angst. Und das in Europa! Und das nach dieser
Geschichte. – Bett.