Amerika

Traum
Wirklichkeit
Realität?
Partner
:in
Ehrlichkeit
Authentizität
*fehlt heute entschuldigt

Letzte Rettung
Einsamkeit
in Mississippi.

Soziale Systeme

Ich
Du
Er
Sie
Es
Wir
Ihr
Sie
Es
Nichts
.
leben

In der Ferne

Auf der anderen Seite des Horizonts
steht er oder sie als ein Schatten
durch die Maske sagt sich das Gesicht
so oder so, sehe ich nicht
wer du bist und warum
wohin du gehst und wie
aber wenn du dann kommst
dann löst sich das alles in Luft auf
die Grenzen, die Zwänge, die

industrielle Lethargie
die Wucherungen von
Wachstum und Unterdrückung
was sie Wohlstand nennen
lässt die Wahrheit nicht erkennen
die dann sich erst zeigt
wenn wir uns treffen
erzählen
und
lieben
bis zum Morgen danach

Ursprungsszenen II

Als das ›Ich‹ auf die Welt kam
War es ein unbeschriebenes Blatt
Dann begann
die Besprechung der neutralen Person

Ab heute beginnt die Reinigung
von der Sprache,
um dem Menschen zu folgen,
der sich emanzipiert
und mich
und dich
und vielleicht auch
sich selbst.

Schwarzer Freitag, schwarz am Freitag?

Das Spiel mit der Farbe ist ganz schön perfide
als wären die Schiffe von vor Jahrhunderten
noch immer unterwegs, nur steuert sie niemand mehr
abstrakte Sklaverei, Menschenhandel
wird gebraucht, um die Löhne zu drücken
um die Drecksarbeit zu machen
um Träume zu versprechen
die sich selten erfüllen

das seltene wird erzählt
für das gute Gewissen
der Beamte und seine Familie
lassen ihr Haus
nicht Schwarz, aber schwarz
putzen
sie betrügen den Staat
und uns alle
aber
vor allem die Würde
des Menschen
sie ist
antastbar
nicht nur
in der Ferne.

Menschen
handeln.

Die Felder am Horizont

Es blühten die Felder
am Horizont
in der Zukunft
würden sie gewachsen sein werden
wie gestern
als dort
noch Kornblumen blühten
im Gelb des Getreides
der Duft
von Freiheit, Blut
und Demokratie
aber
niemals
Gewissheit
nicht im Jetzt
nicht in der Vergangenheit
nie in der Zukunft
der Kampf bleibt
auch –
wenn Frieden
gewollt werden
wird
von allen Parteien
auch von denen
die den Kampf
gegen die Menschen
schuldig
geführt.

Unter der Haut

Es regt sich, ein Kribbeln;

taucht einfach so auf.

Es ist einfach da
– ist etwas da
es ist nirgenwdo
irgendwo
es ist manchmal
fort,
ist es
einfach so weg
es lebt trotzdem weiter
es lässt dich vergessen
es kommt einfach wieder, ist einfach so hier
es sammelt sich manchmal
es ist nicht erschöpft
es will nicht mehr gehn
es will nicht wieder weg
es will…
einfach so
– lässt es dich los
es geht
aber bleibt
– es ist etwas da.

Es ist etwas da;
manchmal.

Das Gesicht trägt ein Lachen,
gestern, heute und morgen
insgeheim immer
nur manchmal nicht
sichtbar nach draußen.

Du klopfst an die Tür,
ich mache auf.

Wir müssen uns eigentlich…

das Eigentliche gar nicht sagen
weil wir eigentlich nur machen
was wir eigentlich schon sind
und vorher schon waren
also eigentlich alles so
wie gestern
nur heute
und neu
und noch mal
genau so
schön –
gut
eigentlich
überflüssig
eigentlich
eigentlich

Wo kommst du eigentlich her?

Es ist ein ganz normaler Dienstag. Wir treffen uns heute das erste Mal. Ich bin neu hier, die anderen sind es auch. Manche sehen aus wie ich. Die meisten nicht. Genau genommen eigentlich niemand, aber das ignoriere ich oft und suche nach Gleichgesinnten. Das ist natürlich Quatsch, wenn ich das über die Optik mache. Aber ich denke, du verstehst, was ich meine. Menschen machen so ihr Sozialgedöns und bilden Gruppen, werden schlimmstenfalls Hooligans, Faschisten oder einfach nur Arschlöcher. Bestenfalls eine Gewerkschaft (das Herz schlägt rot).

Ich sitze an einem „Mixed Table“ und wir kommen uns langsam näher. Das ist für alle hier und heute das erste Mal. Der erste Tag in der Ausbildung und jetzt startet das Leben. Einige kennen sich schon vom Unternehmen, ich kenne niemanden. Alle kommen von irgendwo her, manche mit der Bahn, aber die meisten fahren mit dem Auto. Sie unterhalten sich über den Stau und die Spritpreise. Das ist ein großes Thema. Manche können zu Fuß kommen, das ist ein Vorteil.

Nach einer halben Stunde nehme ich mir endlich ein Herz und breche das Schweigen an unserem Tisch. Ich frage nervös, aufgeregt und deshalb sehr direkt den jungen Mann neben mir: „Wo kommst du her?“ Er antwortet intuitiv und fast schon im schüchternen Reflex: „Kenia!“

Natürlich merke ich sofort, dass wir aneinander vorbeireden und sage: „Nein, ich meine hier von Remscheid oder aus dem Bergischen oder aus Köln?“ Dann reden wir auch über die Anfahrt. Vielleicht sprechen wir trotzdem mal über Kenia. Irgendwann, wenn er anfängt. Es liegt alles noch vor uns.

Nur so und nebenbei

Gegenüber
sitzen wir beide
uns
und schauen einander
an
uns
zusammen
jeder für sich
den anderen
die andere
ein anderes ›Ich‹
ein anderer Mensch
sagt: „Hallo!“
nur mit –
seinem Blick
atmet der Moment
das gemeinsame ›Wir‹
und für die Sekunde
sind wir unbesiegbar
außerhalb dieser Welt
und doch
nie so sehr
in ihr.

Rapperin in Psychatrie

Die Musik war hart
Die Drogen wurden mehr
Botox
Ihre Leistungen stimmten
– in allen Bereichen.

Man hörte sie und ihr zu

Man war zufrieden damit
„Produkt entwickelt sich gut“
„Enormes Potenzial, weiterhin…“
„Wachstum bis 24, dann aber verbraucht“

Man muss sich neu erfinden oder
man jagt dem jungen ›Ich‹ hinterher
…aber wie?

Zerstört und am Boden
Versuchten Ärzte zu helfen
Und entedeckten in ihr
ein Produkt für die Forschung.
Sie machten Studien,
schickten Patienten auf sie los,
wollten Autogramme für ihre Kinder,
die es in der Wirklichkeit gar nicht gab usw.
Alle sollten einmal so werden wie
…wer eigentlich?

Hauptsache erfolgreich
am Maximum leben
und leben als Arbeit
arbeiten als Alles
…ist Arbeit alles?

Alles in allem
maximale Unterwerfung
maximaler Konsum
Gewinnoptimierung
für das Unternehmen
nicht für die Frau
nicht für den Menschen
nicht für die Person
hauptsache richtig gef*ckt
von allem und jedem
und willig gegen sich selbst –
…keine weiteren Fragen.

Hier dreckige Phantasie zulassen, abrufen etc.
Passendes Verb ebenfalls selbstständig denken und einfügen.

Sie fand die Maske
das gerissene Gummi
an einem Montag
im Müll vor dem Haus
das ihr früher gehörte (zumindest fast)
aber in das sie nie (Berechnung auf Raten)
eingezogen war (über das 24. Lebensjahr hinaus)

Im Heute spielten
die neuen Kinder im Garten
Männer und Frauen standen am Grill
und warfen das Fleisch in den Müll
weil sie sich kurzfristig dazu entschieden
dass es sich fleischlos viel besser lebte
gegessen wird nicht (die Hausangestellten sahen das)
auch nicht getrunken (werden hungrig)
in diesem alter fing es an (die Bezahlung bleibt mies)
damals bei ihr (heute die Inflation)
nur nicht in der Villa (sie fressen die Reste auf Raten)
sondern im Ghetto (abends mit der Familie)
da schenkte ein Mann ihr (und sie lästern zurecht)
die silberne Maske zum Karneval (über das was sie auch gerne wären)

Innen, hinein in die Maske
hatte sie damals, gleich auf die Stirn
mit einem schwarzen Edding
ein Zitat eines bekannten Dichters geschrieben:
„Das bin doch nicht ›Ich‹, immer daran denken!“
– und der Schriftzug stand heute und nach all den Jahren,
dem Schweiß und den Leiden (an Luxus und Ruhm)
auch heute und immer noch da
und sie verstand noch immer nicht genau
was das ganze eigentlich meinte
ein Rest blieb ihr unverständlich
aber gerade das fand sie schön
machte sie so…
selbstbestimmt
naiv.

Die Jahre danach kam kein Teufel,
aber ein Gott war auch nicht in der Welt.
Kein Mann trat in ihr Leben (und das war auch gut so),
und wirklich entscheidend: Sie selbst war es nicht
nicht anwesend, nicht abwesend
einfach nicht da
– und mit ihr auch keine anderen Menschen.

*** Schritt der Erkenntnis

Nach einigen Wochen hatten die Ärzte und junge Forscherinnen die Studie beendet und gaben den Patienten frei für die Außenwelt. Sie bekam den Stempel ‚geheilt‘ und wusste nichts mit der Zeit anzufangen. Kein Applaus, keine Medikamente, keine Aufmerksamkeit.

Mit einem Schritt an die Presse
machte sie es dann noch einmal
das alte Muster, wie eine Sucht
die das Eigentliche ist
den Markt zu bedienen
bedingungslos
radikal
leistungsorientiert
als Vorbild am Limit
ohne Pause
nur im Exzess
Beispiel für alle
die zeitweise Knechte sein wollen
aber im Kern darauf hoffen
wie sie, bald besser „sein werden“
und sie glauben jetzt schon zu sein
was sie nie werden und sind
nämlich:

„Herren und Damen“
– mit Volk und Vieh.

Sie geht nach Chicago
verkauft die Geschichte
wird noch einmal gefeiert
genau so wie früher
aber ohne Maske
nur noch das ›Ich‹
ohne selbst
gef* von der Masse
leblos am Straßenrand
rutscht eine Ratte
über das Fleisch
und wendet sich
angewidert ab
und hin
zum himmelblauen Horziont
scheinbar ›Idylle‹ oder
Fassade im Kammerspiel
Bühnenbild
Kapitalismus

Das letzte ›Ich‹ war endlich verkauft
jetzt war nichts mehr drin in der Frucht
blutleer, ideenlos und fertig; verwertet
bereit für das Recycling
mit 19 1/2
in der
Humantitätsmaschine
der westlichen Welt

An einem Freitag
wird sie erschossen
irgendwo in Chicago
und niemand schreibt ein Lied über sie
jetzt ist das ›Ich‹ endlich glücklich
denn niemand will was von ihr
keine Männer, keine Frauen
kein Management
keine Familie
keine Kinder
nur noch das ›Ich‹
und die selbstlose Gewissheit
dass die Lüge nun
ein Ende hat
dass das nicht mehr erzählt wird
werden muss
kein Applaus
nur noch
Stille
.

Der Briefkasten

Braun hängt er an der Wand
und wartet darauf, dass
„endlich was passiert“ –

Die Klingel, das Türschloss
jemand betritt den Flur
es ist nicht die Briefträgerin
„falscher Alarm“ –

So vergehen die Tage und er
vegetiert so vor sich hin
und zweifelt am Dasein
mit all den anderen
„hungrigen Mäulern“
neben ihm an der Wand

+++

An einem unscheinbaren Tag

fällt das Leben mit der
Tür ins Haus und
füttert die Sehnsucht
nach wenigen Worten
und man schenkt ihm
ein Lächeln

er wird
doch noch
gebraucht
gesehen
genutzt und
ist für Wochen
glücklich
glücklicher vielleicht
als in den Zeiten
der Massen von
früher –

Ein         Lächeln
Eine       Pause
Ein         Lachen
Ein         paar Worte

Das        Glück